Wieviele mitfahren sollen, fließt in die Kaufentscheidung mit ein.

Kaufentscheidung Wohnmobil – acht Fragen

Nicht zuletzt die Pandemie hat dafür gesorgt, dass immer mehr Menschen über den Kauf eines Wohnmobils nachdenken. Ich möchte Dir auf dem Weg zur Kaufentscheidung acht Fragen stellen, die Dich zu Deinem perfekten Wohnmobil führen. Denn das Angebot ist nur auf den ersten Blick unübersichtlich. Du willst wissen, welches Wohnmobil Du mieten solltest? Trotzdem weiterlesen! Nicht alles ist relevant für Dich, aber die meisten Fragen helfen auch Dir. Auf geht’s!

Bei Wohnmobilen gilt nicht automatisch „größer = teurer“. Die mechanisch kleinste Klasse, der Kastenwagen, und ausgewachsene 7m-Wohnmobile beginnen alle etwa in der 40.000-50.000-EUR-Klasse (Neuwagen). Ganz im Gegenteil: der ikonische VW Bulli ist erheblich teurer als budgetorientierte Teilintegrierte.

Natürlich wird auch das Budget in die Kaufentscheidung einfließen. Es ist aber nicht allein der springende Punkt. Viel wichtiger sind vorher ein paar andere Fragen. Und wenn Du die für Dich beantwortest, werden sowohl die preiswerten Volumenhersteller als auch die Premiumanbieter eine Antwort für Dich haben.

Ich versuche im Folgenden zu differenzieren, ob ein Feature nachrüstbar ist (bspw. das Solarpanel für mehr Autarkie) und somit „nur“ zusätzliches Geld kostet, wenn es fehlt. Oder ob es eine Grundsatzentscheidung ist, die sich auch mit Geld und gutem Willen nicht ändern lässt (bspw. Bettengrundriss).

Kaufentscheidung Frage 1: Wozu?

Absolut zentral für die Kaufentscheidung: was hast Du mit dem Wohnmobil vor?
Absolut zentral für die Kaufentscheidung: was hast Du mit dem Wohnmobil vor?

Und damit ist gemeint: Wozu willst Du das Wohnmobil benutzen?

Wenn das Wohnmobil zusätzlich zum Urlaub alltagstauglich sein muss, wird die Auswahl schnell dünn. Teilintegrierte und vor allem Integrierte sind breiter und länger, spätestens Alkovenmodelle zusätzlich deutlich höher als PKWs. Das passt auf keinen Parkplatz am Supermarkt, am Kino, beim Arbeitgeber, möglicherweise nicht einmal zuhause. Tiefgaragen sind meist ohnehin tabu. Konkret misst beispielsweise unser Ahorn Camp Eco 683 6,83m in der Länge (plus Fahrradträger), 2,34m in der Breite (plus Spiegel) und 3,06m in der Höhe.

Brauchst Du das Wohnmobil also auch jenseits des Campings als Auto, fokussiere Dich bei der Kaufentscheidung auf Kastenwagen. Die sind zwar auch länger und höher als PKWs, aber im Alltag noch praxisgerecht. Mit Glamping zu viert sind sie aber schwer vereinbar.

Sind einsame Bergdörfer in Südeuropa, abgelegene Inseln im Mittelmeer, wildes Campen an den entlegensten Orten der Welt Dein Traum? Auch dann sind kompakte Ausmaße wichtig. Du wärst nicht der erste, der sich mit einem 7m-Wohnmobil in einem französischen Bergdorf oder auf einer historischen Brücke festfährt. Soll es richtig in’s Outback gehen, solltest Du sogar ein Allradmobil in Erwägung ziehen. Die gibt’s (z.B. von Bimobil – Achtung: empfindlich teuer!), und machen die Kaufentscheidung sogar eher leicht, weil die Auswahl nicht groß ist.

Ist Wintercamping Deins? Du willst morgens aus dem Wohnmobil fallen und die 50 Meter zum Skilift laufen? Gibt es (beispielsweise Sölden, Winterberg). Dann brauchst Du ein winterfestes Wohnmobil, bei dem nicht nur Isolierung und Heizleistung, sondern auch das ganze Wasser- und Abwassersystem auf Frost vorbereitet ist. Es sollte zwei Gasflaschen beherbergen und möglichst sogar eine Duocontrol haben. Sonst musst Du nachts um halb vier bei minus 15 Grad raus, Gasbuddel wechseln. Und das alle zwei Tage.

Oder Du bist Mountainbiker, Motorradfahrer, Kanut oder Surfer? Und brauchst das Wohnmobil nur, um Dein Material zu den schönsten Strecken Europas zu transportieren? Und um zwischen zwei Touren kurz was zu essen und ein paar Stunden zu schlafen? Dann brauchst Du eine große Heckgarage für das ganze Zeug und möglicherweise eine Anhängerkupplung und/oder einen Dachträger. Letztere waren früher bei Wohnmobilen gang und gäbe (inkl. Leiter). Heute findet man sie eher selten, zumal das Dach mit Solarpanel und Satellitenschüssel auch gut vollgeklebt ist. Wenn Du mit Kumpels statt mit Partner(in) unterwegs bist, kannst Du mit Doppelbetten in Kuschelbreite nichts anfangen – Du brauchst viele Betten, nicht zwingend breite.

Und auch Deine Stellplatz- und Essenspläne haben Einfluss auf die Kaufentscheidung. Du stehst gern autark (also ohne Infrastruktur), grillst und kochst Selbstgeangeltes und die Kostbarkeiten der Region? Ein ordentlich großer Kühlschrank und genug Arbeitsfläche sind wichtig. Ohne sanitäre Anlagen willst Du über kurz oder lang eine Dusche an Bord benutzen. Ein Solarpanel stellt sicher, dass Dir nicht nach ein paar Tagen das Licht ausgeht (ist aber nachrüstbar). Dein Kühlschrank sollte ein Absorber sein und somit auch mit Gas funktionieren. Ein Außengasanschluss wäre super, um den Fisch vor dem Wohnmobil statt darin zu braten.

Du stehst ausschließlich auf Campingplätzen und gehst auswärts essen, ist ja Urlaub? Dann reichen ein kleinerer Kühlschrank und ein nur zweiflammiger Gasherd locker aus. Die Dusche an Bord ist zwar praktisch für nasse Handtücher und Klamotten. Aber nicht lebensnotwendig für die Körperhygiene.

Fazit zur Kaufentscheidung Frage 1: Wozu?

Zentral für die Kaufentscheidung ist also, wozu Du das Wohnmobil einsetzen möchtest. Werde Dir über das typische Einsatzszenario im Klaren. Mach‘ Dir die Mühe: schreibe Dir einen perfekten Urlaubstag im Camper auf, wie Du ihn Dir vorstellst („Tagebuch der Zukunft“).

Wenn Du unsicher bist: die öffentlich-rechtlichen Sender bieten zahllose Camping-Reportagen (siehe https://www.ardmediathek.de/suche/camping/. Das kann inspirierend, aber auch desillusionierend sein.

Diskutiere Deinen perfekten Urlaubstag dann mit Deinen Mitfahrern. Und wenn Du dann später in einem konkreten Modell stehst – Neuwagen, Gebrauchtwagen oder Ausstellungsstück auf der Messe -, frage Dich immer, wie dieser Tag in diesem Wohnmobil ablaufen würde.

Es gibt durchaus das „falsche“ Wohnmobil. Und das ist nicht zentral eine Preisfrage. Mit einem 10m-Schlitten auf einer staubigen Bergpiste im Süden Spaniens unterwegs zu sein, kann unterhaltungsfrei sein. Mit vier Personen in Schottland in einem Kastenwagen wegen Dauerregens den dritten Tag in Folge Karten zu spielen, auch.

Und die schönsten Wurzelholzfronten taugen nichts, wenn kein Platz für Neoprenanzug oder Motorradkluft ist.