Wieviele mitfahren sollen, fließt in die Kaufentscheidung mit ein.

Kaufentscheidung Wohnmobil – acht Fragen

Kaufentscheidung Frage 8: Welche Motorisierung?

Die Frage nach der Motorisierung ist oberflächlich wenig relevant, aber die Tücke steckt im Detail.

Früher gab es Wohnmobile mit Benzinmotoren, aber eigentlich werkelt in jedem Wohnmobil ein Dieselmotor. Das ist in der „Normaloklasse“ ein Vierzylinder-Turbodiesel. Angefangen beim VW Bulli mit seinem Zweiliter-TDI. Sowohl Fiat/Citroen als auch Renault setzen derzeit auf 2,3-Liter-Motoren (neueste Generation: 2,2 Liter). Beim Sprinter geht es hoch bis zum 3-Liter-Sechszylinder (dessen Ära im Sprinter allerdings gerade abgelaufen ist). Die maßgefertigten Liner auf Atego-Basis blende ich hier jetzt mal bewusst aus.

Die Motoren kommen mit einem Leistungsspektrum von ca. 120 PS (aktuellste EURO-6d-temp-Generation, Basismotor) bis um die 180 PS. Wieviel Leistung Du brauchst und Dir leisten kannst, musst Du selbst entscheiden. Wir fahren mit 130 PS aus besagten 2,3 Liter Hubraum, das ist entspanntes Fahren. Aber an steilen Autobahnabschnitten müssen wir durchaus herunterschalten, unterschreiten die 80 km/h und werden gar von unbeladenen Lastzügen überholt. Wenn Du also viel in die Berge willst, darf es ein bisschen mehr sein. Mein Ingenieurherz sagt mir allerdings, dass 50% Mehrleistung mehr aus dem gleichen Basismotor zu Lasten der Haltbarkeit gehen müssen (ohne das belegen zu können).

Nahezu alle Hersteller bieten Leistungsupgrades, meist in 20-PS-Schritten (die sind natürlich vom Fahrzeughersteller vorgegeben). Ob es 120, 140, 160 oder 180 PS sein müssen, musst Du Dir überlegen. Für das entspannte Reisen mit 100 km/h auf Europas Autobahnen reichen jedenfalls die 120 oder 130 PS Basisversion, wenn Du am Berg Abstriche in Kauf zu nehmen bereit bist.

Automatik vs. Schaltgetriebe

Ob der Motor dann an ein manuelles (meist sechsgängiges) Getriebe oder eine Automatik gekoppelt ist, hängt von Deinen persönlichen Präferenzen ab. Bedenke, dass ein Automatikgetriebe schwerer ist und die meist ohnehin knappe Zuladung weiter reduziert. Auch hier gibt es Unterschiede zwischen den Getriebegenerationen (und der zugrundeliegenden Technik der Automatik), aber das Angebot ist durchaus da. Meist geht damit eine höhere Leistungsstufe des Motors einher, die Basisversion gibt’s oft nicht mit Automatik.

Abgasnormen: der Killer in Bezug auf unbegrenztes Reisen

Viel spannender ist aber die Diskussion um die Emmissionsgruppe. Gebrauchte Wohnmobile kommen teilweise mit gelben oder gar roten Umweltplaketten. Die kann man oft nicht einmal bis zur eigenen Haustür fahren, wenn man in einem Ballungsraum wohnt. Geschweige denn für einen Städtetrip verwenden. Von rot auf gelb ist oft nachrüstbar und spart Steuern, erweitert den Radius zumindest in Deutschland aber nicht.

Selbst die EURO-4-Motoren (immerhin mit grüner Plakette) sind von Fahrverboten bedroht. Auch wenn nur Hamburg und Stuttgart das Stand heute auch bereits umgesetzt haben. Eine grüne Plakette schafft ein Diesel nur ernsthaft mit einem Rußpartikelfilter, der nicht wirklich nachrüstbar ist.

Willst Du in Sachen Fahrverbote aber vorerst auf der sicheren Seite sein, sollte es ein EURO-6-Motor sein. Das kann EURO 6b sein, optimal ist die aktuelle Norm EURO 6d temp. Letztere wird zum Teil erst seit der Motorengeneration 2020 unterstützt, und das schließt Gebrauchte bis auf die wirklich Jungen aus. Da mit dem Wechsel auf EURO 6 (b) der Stickoxidausstoß im Vordergrund steht und erheblich reduziert wurde (und diesbezüglich die Unterschiede von EURO 6B zu EURO 6d temp eher überschaubar sind), werden EURO-6b-Fahrzeuge vermutlich lange nicht von Fahrverboten betroffen sein.

Auch die Wohnmobilbranche diskutiert natürlich heftig das Thema Elektromobilität. Hier tut uns die letzte Führerscheinreform keinen Gefallen. Die 3.500kg zulässiges Gesamtgewicht für den Klasse-B-PKW-Führerschein setzen Grenzen. Auch schon für ein Diesel-Wohnmobil. Soll ein solches Gefährt dann zukünftig Akkukapazität für ein paar hundert Kilometer Reichweite mitschleppen, platzt der Traum.

Es gibt mittlerweile erste Kastenwagen und Bullis mit E-Motor. Aber bis das in die Klasse der komfortablen Wohnmobile einzieht, vergeht noch einige Zeit, denke ich.

Auf der Antriebsseite musst Du also Deine persönliche Kombination finden. Soll es ein EURO-6 Sechszylinder-Diesel mit Automatik sein, weil Vierzylinder was für Versager sind? Dann muss es wohl ein Sprinter sein, und Du musst das nötige Kleingeld mitbringen.

Wohnst Du in der Diaspora, und willst auch nur in der solchen campen? Dann kann Dir die Emissionsklasse vermutlich noch eine Zeitlang egal sein, und ein altes Gebrauchtes mit gelber Umweltplakette kommt prinzipiell in Frage.