Kaufentscheidung Wohnmobil – acht Fragen

Kaufentscheidung Frage 5: Welche Ausstattung brauchst Du?

Kommen wir vom Grundriss mal zu den Dingen, die Dein Wohnmobil haben sollte. Also nicht so sehr das wo, sondern seine Funktion. Das geht ein bisschen mit dem bereits diskutierten Grundriss einher.

Kochen und Backen

Vergiss‘ Backen am besten gleich wieder. Backöfen in Wohnmobilen sind eher ungewöhnlich und der oberen Mittelklasse und drüber vorbehalten. Außerdem gibt es Backöfen, die auf eine Gasflamme gestellt werden. Für einen Auflauf, ein Brot oder einen festen Kuchen klappt das gut.

Gekocht wird in Normalo-Wohnmobilen mit Gas. (Fette Liner mit entsprechender Versorgung arbeiten zum Teil mit elektrischen Kochfeldern.) Der typische Kocher kommt mit zwei oder drei „Herdplatten“ (Flammen). Das heißt aber nicht, dass da drei 28-cm-Pfannen nebeneinander drauf passen.

Spaghetti Bolognese für zwei geht auch auf zwei Flammen.

Überlege Dir gut, wie weit Du das Thema Kochen im Campingurlaub treiben willst. Das Spiegel- oder Rührei geht in jedem Wohnmobil. Aber ob Du drei Flammen brauchst oder mit zwei auskommst, musst Du selbst wissen. Wenn Du aus gesundheitlichen Gründen oder wegen einer Teenagerlaune verschiedene Mahlzeiten gleichzeitig kochen musst, machen drei Flammen vielleicht Sinn. Drei Flammen in Dreiecksform sind dann praktischer als linear nebeneinander.

Wir haben nur zwei Flammen, und das reicht, bedarf aber manchmal etwas Planung. Wir kochen gern und auch schon mal etwas komplizierter, da muss man schon mal etwas hexen.

Kühlen und Gefrieren

Lange Zeit waren Absorber-Kühlschränke der Standard im Wohnmobil. Sie sind nicht besonders effizient. Aber arbeiten flüsterleise und wahlweise mit 230V (Landanschluss), 12V (Bordnetz) oder Gas (ja, man kann mit einer Gasflamme kühlen). Und sie sind billiger in der Produktion als Kompressorkühlschränke. Die funktionieren nur mit Strom, sind aber deutlich effizienter.

Nagelneue Wohnmobile kommen zunehmend mit Kompressorkühlschränken. Insbesondere in Gebrauchten und in preiswerten Volumenmodellen herrscht aber der Absorber vor.

Wie groß der Kühlschrank sein muss, hängt von Frage 1 und 2 ab. Im Süden brauchst Du viel kalte Getränke. Und auch nahezu alle anderen Lebensmittel sind mal besser gekühlt. Zu zweit in Skandinavien oder beim Wintercamping ist Kühlschrankkapazität nicht Dein vorrangiges Problem: die Heckgarage ist kalt genug für das meiste. Und Dein Bedarf an eiskaltem Eistee ist signifikant geringer ;-).

Wir haben einen 97 Liter großen Absorber. Das ist zu zweit ok, zu viert wäre er vermutlich überfordert. Eine zusätzliche Kühlbox in der Heckgarage kann Abhilfe schaffen, wenn das der einzige Nachteil Deines Traummobils ist. Oder wenn der Bedarf nur temporär entsteht. Es gibt aber auch schicke Kühlschranktower, mannshoch und schmal, mit großem Gefrierfach. Sogar mit beidseitig zu öffnender Tür. So kommst Du vom Eingang wie auch aus dem Heckbett bequem an ein kaltes Bier. Ist Dir das wichtig? Musst Du entscheiden. Dem Kühlschrank würde ich jedenfalls einen ausführlichen Blick widmen. Bei Neubestellungen gibt es bei manchen Herstellern auch extragroße Kühlschränke als Option.

Wenn Du viel autark stehst, kann ein Absorber, der auf Gas läuft, Vorteile haben. Es sei denn, Du produzierst soviel Strom (bspw. per Solarpanel), um den Kompressorkühlschrank zu betreiben.

Heizen und Warmwasser

Die Heizung ist in der Regel eine Luftheizung und wird mit Gas betrieben. Sie hat auch einen Boiler und erzeugt in geringen Mengen Warmwasser (~10 Liter). Absoluter Branchenstandard ist die truma Combi 4 oder 6 (6 ist leistungsfähiger). Erst im Premiumsegment kommen Wasserheizungen – oft als Fußbodenheizung – zum Einsatz. Manchmal ist der Brennstoff auch Diesel, was aber tiefergehende Eingriffe in das Basisfahrzeug erfordert.

Da gibt’s wenig zu entscheiden: eine Heizung ist unerlässlich. Und auch das Warmwasser für’s gelegentliche Spülen macht viel Sinn. (Auch wenn man das meist auf dem Campingplatz und nicht an Bord macht.) Welcher Brennstoff zum Einsatz kommt – Gas oder Diesel – ist ein Stück weit auch Geschmackssache.

Wassertanks

Wohnmobile haben in der Regel drei Wassertanks: für Frischwasser, Grauwasser und Schwarzwasser.

Schwarzwasser ist das Abwasser der Toilette. Bei der üblichen Thetford-Chemietoilette ist das hochgradig mit „Chemie“ versetzt. Es muss separat in entsprechenden Anlagen entsorgt werden (die nahezu jeder Campingplatz hat) und darf nicht in die Kanalisation. Deswegen ist die Toilette meist ein geschlossenes System mit einer Kassette. Das Spülwasser kommt aus dem Frischwassertank oder einem separaten Spülwassertank.

Grauwasser ist das „normale“ Abwasser aus Waschtisch, Dusche und Spüle. Es landet in der Regel in einem Tank im oder unter dem Boden des Wohnmobils. Über einen Auslass – von Hand oder bei edlen Mobilen elektrisch – läuft das Grauwasser beim Entleeren in die Kanalisation. Dazu fährst Du das Wohnmobil an entsprechenden Stationen über einen Gulli.

Der Frischwassertank wiederum bunkert sauberes Wasser und wird per Schlauch von außen befüllt.

Zwei Faktoren sind in Bezug auf die Tanks wichtig: ihre Größe und ihre Isolierung/Heizung. Um den Grauwassertank zu leeren, muss das Wohnmobil meist bewegt werden (Komfortplätze haben manchmal Abwasser am Platz). Also sollte die Kapazität reichen, um nicht ständig vom Stellplatz zum Entsorgen fahren zu müssen. Wer mit vier Leuten täglich an Bord duscht, wird da nicht weit kommen. Ähnlich beim Frischwasser: wer gerne autark steht, würde auch gerne am fünften Tag noch Zähneputzen können.

Hier gibt es keine absoluten Empfehlungswerte. Aber wenn Dir hohe Autarkie oder viele Mitcamper wichtig sind, habe ein Auge auf großzügige Tankkapazitäten. Wobei ein voller Wassertank auch erheblich die Zuladung reduziert.

Wir haben 90 Liter Frischwasser an Bord, was zu zweit viele viele Tage ausreicht, weil wir nicht an Bord duschen. Außerdem verwenden wir zum Kochen (und für Tee, Kaffee) einen zusätzlichen kleinen Kanister, den wir nahezu täglich mit Frischwasser füllen.

Willst Du Wintercamping machen (s. Frage 1), kommt das Thema Isolierung und Heizung dazu. „Normale“ Wohnmobile sind nicht frostfest. Bei Minusgraden löst der Frostwächter aus: das Frischwasser läuft ab, um den Tank, den Boiler und Rohre zu schützen. Und das Abwasser friert ein. Explizit winterfeste Wohnmobile kommen neben einer besseren Isolierung mit speziellen Tanks. Diese sind mindestens isoliert (und nah am Wohnraum, zum Beispiel im Doppelboden). Oft haben sie sogar eine separate Heizung, die das Einfrieren verhindert. Willst Du beim Skicamping Deinen Kaffee nicht mit geschmolzenem Schnee kochen, brauchst Du so etwas.

Klimaanlage

Je nach Revier willst Du nicht heizen, sondern kühlen. Im Wohnmobil musst Du dabei zwei Aspekte auseinanderhalten:

  • Fahrerhaus
    Das Basisfahrzeug hat – zumindest bei relativ jungen Wohnmobilen – meist eine Klimaanlage. Die hat der Fahrzeughersteller verbaut. Ihre Kühlleistung ist auf die 2-Personen-Kabine ausgelegt. Damit das ganze Wohnmobil zu klimatisieren, wird nicht klappen. Sie wird meist vom Motor mechanisch angetrieben. Und funktioniert also nur bei laufendem Motor.
  • Aufbau
    Prinzipiell ist auch der Aufbau klimatisierbar. Das erfolgt meist über Dachanlagen: auf dem Dach der Wärmetauscher, an der Aufbaudecke von innen die kühlende und lüftende Anlage. Diese Anlagen können übrigens auch heizen.
    Aufgrund des Stromverbrauchs – gern über 2.000 Watt – funktionieren diese Anlagen nur am Landstrom (230 V). Und dann auch nur, wenn die Leitung es hergibt (10 Ampere und mehr). Mit einer schmalbrüstigen Stromversorgung von 5 Ampere, wie sie für ein unklimatisiertes Wohnmobil reicht (außer zum Fönen), wird die Klimaanlage nicht glücklich.

Kocher, Kühlschrank oder Heizung nachträglich fundamental zu ändern, ist zwar prinzipiell möglich, aber steht oft in keiner Relation zum Aufwand. Wenn der Kühlschrank zu klein oder die Heizleistung zu gering ist: suche lieber weiter. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Umbau unerwünschte Seiteneffekte hat, ist groß. Dachklimaanlagen sind hingegen oft nachrüstbar, wenn auch teuer und mit Aufwand verbunden, weil die 230V in die Decke gelegt werden müssen.

Fernseher

Fernsehen ist omnipräsent. Ich persönlich gucke im Urlaub kein Fernsehen, aber wenn es draußen regnet und der Abend noch jung ist, kann eine Folge der Lieblingsserie über den Frust hinweghelfen. Und Dir ist Fernsehen vielleicht auch wichtiger als mir.

Überlege Dir, in welcher Situation Du fernsehen willst. Abends zum Einschlafen im Bett, nach dem Abendessen für die Nachrichten in der Sitzgruppe, tagsüber für die Bundesliga? Ein Fernseher ist zwar relativ einfach nachrüstbar. Aber ob sich ein geeigneter Einbauort findet, hängt von Deinen Wünschen ab. Im Etagenbett liegend fernzusehen, kann knifflig werden.

Wir haben unseren Fernseher nachgerüstet und erst einmal da verbaut, wo Ahorn Camp das vorgesehen hatte. Und Leitungen hingelegt hat. Nach ein paar Versuchen ist der Fernseher jetzt umgezogen (in einen Schrank), weil es einfach zu unbequem war, permanent nach oben zu starren. Aber wie gesagt: ist uns auch nicht sonderlich wichtig.

Anhängerkupplung, Satellitenantenne, Markise, Fahrradträger, Solaranlage, Rückfahrkamera …

Das ist alles für die Kaufentscheidung nicht so furchtbar wichtig. Warum? Weil es nachrüstbar ist. Die meisten Wohnmobile kommen ab Werk in Serienausstattung ohnehin ohne diese An- und Einbauten, und entweder packt sie der Hersteller in ein Paket, oder der Vorbesitzer hat sie bereits nachrüsten lassen. Unser Ahorn Camp Eco macht da eine Ausnahme: der Eco ist eine Vermieterserie, optimiert für Mietflotten, deren Kunden die Markise und den Fahrradträger wollen. Daher verbaut Ahorn sie hier serienmäßig.

Fehlt so etwas an Deinem Traumwohnmobil, ist es nur eine Frage von Geld (und / oder Verhandlung mit dem Händler), das nachzurüsten. In die Kaufentscheidung sollte es damit nur indirekt einfließen.

Das Thema Anhängerkupplung kann dabei etwas aufwändiger sein, als Du vielleicht erwartest. Wohnmobilaufbauten ragen oft über das hintere Ende des Fahrzeugrahmens hinaus. Dann braucht es eine Rahmenverlängerung, die zusätzliches Gewicht kostet.

Und vielleicht kann die Mindesthöhe des Kupplungskopfs nicht erreicht werden, und die Hinterachse muss angehoben werden. Wenn Dir das wichtig ist, prüfe das vor dem Kauf. Bei uns kämen mit Rahmenverlängerung und Luftfederung vierstellige Summen zusammen, und eine Auflastung auf 4.000kg zulässiges Gesamtgewicht wäre dann wohl auch fällig. Mit all ihren Nachteilen. Wir haben bisher darauf verzichtet.