Kaufentscheidung Wohnmobil – acht Fragen

Kaufentscheidung Frage 4: Welchen Grundriss brauchst Du?

Der sonstige Grundriss fließt erheblich mit in die Kaufentscheidung ein.

Und damit meine ich jetzt den Rest des Grundrisses jenseits der Betten. Gehen wir mal durch, was Wohnmobile noch so bieten können. Was aber nicht zwingend in jedem Wohnmobil vorhanden oder vergleichbar groß ist:

Heckgarage

Die Heckgarage ist in den seltensten Fällen eine Garage. Wenn doch, bist Du finanziell aus dem Gröbsten raus, und Du musst hier nicht weiterlesen, welches Wohnmobil Du brauchst, sondern Dein Kundenberater bei VARIOmobil baut es Dir einfach nach Deinen Wünschen ;-).

Die Heckgarage ist der Stauraum hinter der Hinterachse, mit ein bis zwei (die zweite auf der Fahrerseite ist oft aufpreispflichtig) Klappen von außen, manchmal auch einem Zugang von innen. Ob Du sie brauchst und wie groß sie ausfallen muss, hängt vom „Wozu?“ ab. Du willst die schweren, teuren E-Bikes nicht auf den Fahrradträger wuchten oder Langfingern präsentieren? Dann müssen Höhe und Breite der Heckgarage und ihrer Türen dazu passen. Oder sogar ein Roller oder ein leichtes Motorrad? (Unsere Heckgarage verträgt 175kg, und wenn das untere Etagenbett hochgeklappt wird, würde ein Motorrad sogar hineinpassen.) Skier? Faltboot? Segelboot?? (Ok, maximal ein Optimist.) Überlege Dir, welches sperrige Gut außer Klappsesseln, Campingtisch, Gasgrill etc. noch mit muss.

Die Größe der Heckgarage (und ihre Existenz) steht im direkten Zusammenhang mit dem Bettenkonzept und dem sonstigen Grundriss. Unter Heckbetten ist in der Regel viel Platz für eine große Heckgarage. Bei Etagenbetten oder einem Heckbad sieht das schon anders aus. Im Ahorn Camp Eco 683, mit Etagenbetten, ist die Heckgarage nur geräumig, wenn ich das untere Etagenbett hochklappen und woanders schlafen würde.

Dusche or no Dusche?

Brauchst Du eine Dusche an Bord? Und denke dabei bitte nicht nur an Körperpflege. Auch zum Aufhängen und Trocknen von nassen Klamotten ist ein wasserfester Raum an Bord praktisch. Als Surfer oder Kiter, auch als Skiläufer solltest Du eine Dusche nicht leichtfertig von der Liste streichen.

Für die Körperpflege reicht ein Bad, bei dem man den Waschtisch zum Duschen wegklappen kann. Das ist aber oft etwas hampelig, und das Klo ist danach nass. Spätestens zum Klamottentrocknen brauchst Du aber eine separate Duschnische. Die kann an den WC-Raum anschließen oder gar ganz separat, zum Beispiel auf der anderen Fahrzeugseite sein. Bedenke zum Thema Duschen an Bord auch, dass Dein Warmwasservorrat begrenzt ist. Für vier eng getaktete Duscher wird der meist eh nicht reichen.

Hier gibt es wieder einen Zusammenhang zum Wozu und zum Wieviele. Wer zu zweit gern autark (auf einfachen Stellenplätzen, dafür malerisch gelegen) steht, sollte Duschen an Bord in Erwägung ziehen. Wer zu viert ohnehin nur auf Campingplätzen steht, wird an Bord nicht duschen. Der Duschraum als solche kann trotzdem Vorteile haben.

Wir haben uns bewusst für einen abgetrennten Duschbereich entschieden, allerdings exakt einmal darin geduscht (Coronazeit, Duschhaus zu). Aber es steht ein Wäscheständer drin, auf dem die Handtücher oder der Neoprenanzug auch bei Regen trocknen. Nicht zu unterschätzen.

WC-Raum

Den WC-Raum diskutieren wir hier erst gar nicht – der ist da. Außer bei den wirklich kleinen Kastenwagen wie VW Bulli und Ford Nugget. Du findest kaum größere Wohnmobile ohne, und der Wiederverkaufswert dieser ist sehr fraglich. Für das Geschäft mit dem Klappspaten im Wald zu verschwinden, ist maximal was für Zelter, nicht für Wohnmobilisten (finde ich). Wobei ich dem Bulli seine Daseinsberechtigung nicht absprechen möchte.

Sitzgruppe

Wer nicht schläft, kocht oder unterwegs ist, sitzt. Bei schönem Wetter draußen unter der Markise, ansonsten drinnen. Und das tust Du in der (meist) einzigen Sitzgruppe. Stelle Dir zu ihr ein paar Fragen:

  • Können alle Mitfahrer gleichzeitig sitzen und bspw. essen? Bei kürzeren oder geräumigen Wohnmobilen werden dazu die Vordersitze auf Drehkonsolen zum Tisch gedreht. Meins ist das nicht – ein Fahrersitz mit nach hinten geneigter Sitzfläche und straffer Polsterung ist mir zum Fläzen suspekt. Das ist aber subjektiv.
  • Wie groß muss der Tisch sein? Willst Du ein kulinarisches Feuerwerk für vier abbrennen können? Oder doch maximal Candlelight Dinners zu zweit? Vier Pommesschalen passen immer. Aber wir kriegen unseren Tisch schon mit Frühstück für zwei an seine Grenzen.
  • Welche Sitzposition zueinander favorisierst Du? „Normal“ ist der Quertisch, eine Sitzbank guckt in Fahrtrichtung, die andere (oder die gedrehten Fahrersitze) nach hinten. Es gibt aber auch Längstische mit Sitzbänken an jeder Fahrzeugseite. Hier ist der Abstand zum Gegenüber konstruktionsbedingt groß. Kann beim abendlichen Gesellschaftsspiel stören. Und es gibt L-förmige Sitzbänke. Finde Deinen Favoriten.
  • Du willst einen Fernseher an Bord haben? Soll er vom Bett aus, von der Sitzgruppe oder sowohl /als auch zu sehen sein? Oder brauchst Du gar zwei?

Unsere Sitzgruppe hat sehr aufrechte Rückenlehnen, was gut ist zum Essen oder Arbeiten, aber das Hinfläzen mit Blick auf den Fernseher ist suboptimal. Überlege Dir also, wo der Fernseher hinpasst und wo Du sitzen kannst und musst, um ihn entspannt nutzen zu können.

Traumküche

Der Küchenblock unterscheidet sich in der Regel in zwei Dimensionen – Ausstattung (kommen wir später zu) und Form. Bei letzterer gibt’s vor allem die klassische, „langweilige“ Längsform (wie bei uns) oder die L-Form. Letztere sieht ein bisschen schicker aus und ist etwas kompakter bei gleicher Arbeitsflächengröße. Ragt aber gegebenenfalls auch ein bisschen in den Laufweg.

Spiele in Gedanken die Mahlzeiten durch: wer macht Frühstück, ist das nur eine Müslischale oder gehören Brötchen, Speck und Ei für Dich dazu? Geschirr will auch gespült werden – und vor allem bis zum nächsten Spülgang gelagert. (Wir haben genug Geschirr für 24 Stunden und spülen einmal täglich alles, was aufgelaufen ist.)

Wo ist der Kühlschrank? Wenn Du nicht mehr an ein kaltes Bier kommst, wenn das Hubbett schon abgesenkt ist, solltest Du vorher wissen, ob Dich das stört. (Ich glaube nicht, dass es das gibt.)

Schränke

Zu guter Letzt schau Dir den Schrankraum an. Und wieder geht es um Deine Antwort auf Frage 1: Müssen Skisachen, Neoprenanzug oder Motorradkluft mit? Geht Ihr abends schick essen, und Du brauchst Hemd/Bluse/Kleid/Jacket, denen man die Reisestrapazen nicht bereits ansieht? Oder fährst Du nur auf FKK-Campingplätze und kommst zwei Wochen mit einem Bademantel für den Supermarkt aus? 😉 Gerade bei mehr als zwei Personen ist Schrankraum schnell Mangelware.

Fazit zu Kaufentscheidung Frage 4: Welchen Grundriss brauchst Du?

Jetzt macht es keinen Sinn, sich den Traumgrundriss aufzumalen und dann nach einem passenden Modell zu suchen. Aber wenn Du Dir im Klaren bist, für was Du eine Dusche nutzen würdest, welche Mahlzeiten mit wievielen Campern Du im Wohnmobil einnehmen wirst – das hilft ungemein, Grundrisse für Dich zu bewerten.

Optisch ansprechend sind (Neu-)Wohnmobile immer erst einmal. Ob sie zu Deinen Campingträumen passen, kannst Du mit Deiner Antwort auf diese Frage vielleicht ein bisschen besser einschätzen.