Kaufentscheidung Wohnmobil – acht Fragen

Kaufentscheidung Frage 3: Wie willst Du liegen?

Eine Entscheidung für die Ewigkeit ist die über den Bettengrundriss. Es gibt eine große Auswahl, die ich Dir aufzeigen möchte. Nahezu jeder Hersteller hat die typischen Grundrisse parallel im Angebot. Es gibt aber auch exotische Grundrisse (beispielsweise die Heckrundsitzgruppe, die gerade eine Renaissance erfährt), die bietet dann genau eine Marke an (oder wenige).

Ich gehe im Folgenden auf das „Hauptbett“ ein. Die allermeisten Wohnmobile haben mehr als zwei Schlafplätze, also reden wir in der Regel über eine Kombination der folgenden Varianten. Wie viele Betten welcher Machart Du brauchst, hängt von Deiner Antwort auf Frage 2 ab. Und der Grundriss ist nahezu unveränderlich: fehlt Deinem Wohnmobil die Markise, das Solarpanel oder der Fahrradträger, ist das lösbar. Der „falsche“ Bettengrundriss nicht. Und guter Schlaf ist ein wesentlicher Aspekt für erholsamen Urlaub. Da solltest Du nur wenige Kompromisse eingehen.

Eine Anmerkung zu Beginn: Wohnmobile mit der Bettausrichtung in Längsrichtung, meist mit den Füßen zum Cockpit, sind etwas einfacher auf dem Stellplatz eben auszurichten, weil der Radstand die Spurweite bei Weitem übersteigt. Aber das ist nur ein Detail und trifft insbesondere Camper, die jede Nacht auf einem anderen Stellplatz stehen und sich jedesmal neu ein- und ausrichten müssen. Wer also häufig schnell anhalten und schlafen will, mag das in Erinnerung behalten.

Wesentlich für die Kaufentscheidung: der Bettengrundriss (1 bis 4 von 8)

Einzelbetten

Der „Klassiker“: die Einzelbetten im Heck. Über kurz oder lang landen die meisten reisenden Paare dort. Sie haben eine Reihe Vorteile:

  • unabhängig nutzbar – muss einer nachts ‚raus, schläft früher (oder länger), muss niemand klettern
  • vernünftige Liegeflächen (Länge & Breite) machbar; Achtung: in manchen Fahrzeugen sind die Betten nicht gleich lang!
  • Lattenrost, Kaltschaummatratze etc. verfügbar (oder nachrüstbar)
  • ohne Leiter oder Verrenkungen benutzbar (auch mit nachlassender persönlicher Fitness)
  • hohe Kopffreiheit (bspw. im Sitzen noch was lesen)

Nachteile gibt es eigentlich nur zwei, einer davon lösbar:

  • Du bist künstlich getrennt, wenn man sich mal nah sein will – aber bei vielen Herstellern gibt es Einlegepolster für die Mitte, die die Liegefläche auf die volle Fahrzeugbreite erweitern. Der letzte Meter am Kopfende ist oft sowieso – der Heckgarage geschuldet – nicht bodentief begehbar.
  • Zwei Meter Bettlänge kosten Fahrzeuglänge! So ein Grundriss passt nahezu nicht in ein 6- Meter-Wohnmobil (gibt’s aber).

Wenn also die Fahrzeuglänge nicht Dein kritischster Punkt bei der Kaufentscheidung ist, solltest Du Dir diesen Grundriss auf jeden Fall genauer ansehen.

Queensbett

Die nächste Variante ist das klassische Doppelbett, das von drei Seiten begehbar ist. Es hat gegenüber den Einzelbetten den Vorteil des fehlenden Grabens in der Mitte. Allerdings musst Du Dir über eins im Klaren sein: Bei typischerweise etwa 2,35m Fahrzeugbreite bleiben innen vielleicht 2,20m. Bei zum Beispiel nur 1,40m Bettbreite bleiben trotzdem nur 40cm auf jeder Seite. Das bleibt also ein Spiel für eher grazile Camper. Und auch in der Länge kostet Dich dieser Grundriss ein paar weitere Zentimeter im Vergleich zum Einzelbett, weil ja die sonstigen Einbauten den Zugang zu den Seitengängen frei lassen müssen.

In einem Kastenwagen oder Van (ein schmaler Teilintegrierter) macht das Queensbett dann abschließend keinen Sinn mehr, weil die Fahrzeugbreite einfach nicht reicht.

Längsbett

Rückt man das Queensbett an eine Fahrzeugwand, entsteht der Längsbettgrundriss. Er ist relativ häufig zu finden, weil er auf der freien Seite Raum für ein kompaktes Bad oder zumindest Schränke lässt. Damit wird vorne wieder Platz frei für Sitzgruppe und Küchenzeile, und es macht auch in kürzeren Fahrzeugen wieder Sinn. Nachteil hier gegenüber den Einzelbetten: je nachdem, was am Fußende verbaut ist (oft die Küchenzeile), geht das Klettern wieder los, wenn der wandseitige Schläfer früher aufsteht, später in’s Bett kommt etc.

Wenn neben dem Bett der WC-Raum steht, hat auch das Längsbett keine Komfortbreite von 160 oder gar 180cm mehr – es bleibt eine kuschelige Angelegenheit.

Querbett

Alternativ nehmen wir das Queensbett und drehen es um 90°. Das hat einen zentralen Vorteil, einen zentralen Nachteil. Einerseits hast Du als langgestreckter Schläfer jetzt die gesamte Fahrzeuginnenbreite zur Verfügung. Jenseits der Kastenwagen und Vans sind das gerne über zwei Meter. Nachteil: wir klettern wieder – der hinten Liegende geht besser mal früher schlafen, schläft länger und hält die Nacht durch.

Allen diesen Varianten ist gemein, dass:

  • sie auch tagsüber erhalten bleiben, also nicht ständig auf- und abgebaut werden müssen (was auch heißt, dass sie den ganzen Tag Platz wegnehmen), und
  • sie oft – je nach Hersteller – mit einer „Schlafzimmertür“ kombiniert sind. Das ist super, wenn vorne die Kinder schlafen sollen und die Eltern hinten noch lesen oder fernsehen wollen. Manchmal trennt sogar das Bad (dann mit zwei Türen) den vorderen vom hinteren Fahrzeugteil.

Es gibt gerade im Bereich der Kastenwagen (die sich mit weiteren Betten vorn schwer tun) auch Varianten mit zwei Doppel-Querbetten übereinander.

Aber es gibt auch abweichende Bettenkonzepte – oft in Ergänzung zu den oben genannten Hauptbetten. Und die sehen wir uns jetzt mal an.

Wesentlich für die Kaufentscheidung: der Bettengrundriss (5 bis 8 von 8)

Hubbetten

Das Hubbett ist eine Plattform, die bei Nichtbenutzung unter die Decke gezogen wird. Das passiert manuell mit Gasdruckstoßdämpfern oder, bei den edleren Wohnmobilen, elektrisch. Meist findet es sich über der zentralen Sitzgruppe vorn. Es gibt aber auch Grundrisse mit einem Heckhubbett – wenn darunter beispielsweise eine Hecksitzgruppe ist (z.B. Ahorn Camp Canada TU). Wesentliche Vorteile des Hubbetts sind:

  • große Liegeflächen realisierbar
  • nimmt tagsüber keinen Platz weg
  • heruntergefahren immer noch gut benutzbar
  • heruntergefahren viel Kopffreiheit

Es gibt auch Varianten in Längsrichtung, bei der die beiden Schläfer unabhängig voneinander in’s Bett und wieder ‚rauskrabbeln können. Zentrale Nachteile des Hubbetts sind:

  • Das Hubbett blockiert irgendetwas darunterliegendes. Das ist nur nutzbar, wenn das Bett hochgefahren ist. Will einer noch was lesen, der andere aber schon ins Bett, braucht’s einen kreativen Grundriss. Der Benimar Mileo 282 zum Beispiel hat zwei Hubbetten – eins vorn, eins hinten. Irgendwo kann man also immer noch sitzen, wenn ein Bett schon schlafbereit ist.
  • Die Stehhöhe unter dem hochgezogenen Hubbett ist etwas geringer, deutlich geringer als bei einem Alkovenmodell (kommen wir noch zu).
  • Außerdem kann ein Hubbett meist nicht ohne Weiteres mit Lattenrost, Kaltschaummatratze etc. gepimpt werden: die Hubmechanik ist meist auf das serienmäßige Leergewicht des Betts optimiert. Und die Maße sind alles, aber nicht Standard. Das Bett darf nicht dicker werden, sonst fehlt Dir Stehhöhe tagsüber darunter. Hier bist Du also auf den Schlafkomfort angewiesen, den der Hersteller Dir zugesteht.

Bei manchen Hubbetten ist die Schlafhöhe wählbar. So lässt sich das Bett auf Tischhöhe absenken, ohne dass der Tisch umgebaut werden muss, und Du musst ein paar Stufen erklimmen. Oder der Tisch wird abgesenkt, und das Bett senkt sich bis auf Sitzpolsterniveau ab. Mehr Arbeit, aber auch bequemer beim Einsteigen.

Bei Teilintegrierten und Integrierten ist eine Kombination aus den obigen Grundrissen und einem Hubbett über der vorderen Sitzgruppe nahezu Standard, wenn das Mobil mit vier Schlafplätzen bestellt wird. Oft ist das vordere Hubbett ein (kostenpflichtiges) Extra, das der Besteller mitordern kann, aber nicht muss. Wundere Dich also nicht, wenn Du zwei baugleiche Gebrauchte findest, einen mit, einen ohne Hubbett.

Es gibt auch Zwei-Personen-Wohnmobile, bei denen das Hubbett das einzige Bett darstellt und tagsüber ein nahezu gigantischer Aufenthaltsraum entsteht. Oft mit einem Raumbad über das gesamte Fahrzeugheck kombiniert.

Alkovenbett

Alkoven sind die „Bugnasen“, die ein Alkovenmobil vor sich herträgt, also der Buckel über dem Cockpit. Früher hatten sehr viele Wohnmobile einen Alkoven, dann kamen sie aus der Mode. Heute sind die vermeintlich verpönt – ein Teilintegrierter hat eine elegantere Linie (und einen etwas wirtschaftlicheren Verbrauch). Aber sie werden nach wie vor erfolgreich konstruiert, gebaut und verkauft. Unser Ahorn Camp Eco 683 ist ein solches Alkovenmodell.

Der Alkoven hat ein paar Vorteile. Er bringt mehr Stehhöhe – gemessen, aber vor allem gefühlt – in der Fahrzeugmitte. Und auch wenn das Alkovenbett nicht benutzt wird, ist es perfekt als Stauraum. Als Schlafplatz muss man ein paar Kompromisse eingehen:

  • In der Regel schläft man quer im Alkoven, es gibt also wieder einen, der an der Leiter liegt, und einen „Kletterer“.
  • Die Kopffreiheit ist eingeschränkt. Aufrecht Sitzen wird nicht klappen.
  • Der Zugang erfolgt über eine Leiter – nicht jedermanns Sache, und insbesondere Kinder brauchen vielleicht Unterstützung. Es gibt aber nahezu immer eine Sturzsicherung, damit man im Schlaf nicht aus fast Stehhöhe abstürzt.
  • Ein hohes Lattenrost und eine dicke Kaltschaummatratze tragen auf und reduzieren die Kopffreiheit zusätzlich, und auch hier gehorcht das Bett selten Standardmaßen.

Unser Alkovenbett im Ahorn ist außerdem zusammenschiebbar: die beiden Matratzen kann man aufeinanderlegen und dann die Unterkonstruktion in Fahrtrichtung schieben. So erhöht sich der Raum mit Stehhöhe hinter den Fahrersitzen. In anderen Fahrzeugen ist es (teilweise) klappbar. Bei Wohnmobilen, bei denen die vorderen Sitze drehbar und Teil der Sitzgruppe sind, kann die reduzierte Kopffreiheit unter dem Alkoven lästig sein.

Etagenbetten

Der letzte Bettengrundriss sind die Etagenbetten. Auch sie haben spezifische Vor- und Nachteile. Ein Etagenbett erlaubt in der Regel – ähnlich dem Einzelbett – eine großzügige Liegefläche. In unserem Ahorn Camp Eco 683 sind das komfortable 220x90cm pro Bett. Wir haben je 200x90cm davon genutzt, um dort eine handelsübliche Kaltschaummatratze auf dem serienmäßigen Lattenrost zu verwenden, und in die verbleibenden 20cm je einen selbstgebauten Nachtschrank gesteckt.

Dem gegenüber steht natürlich eine eingeschränkte Kopffreiheit und ein nahezu artistischer Zugang zum Bett. Zumindest, wenn an Kopf- und Fußende wie bei uns Einbauten direkt anschließen. Gut ist, dass man sich gegenseitig nicht stört, wenn der eine noch lesen will und Licht braucht, der andere aber schon schlafen will. Schlecht ist, dass man sich vor dem Einschlafen zwar noch unterhalten, aber nicht einmal mehr ansehen kann. Das obere Bett hat manchmal ein gar nicht so großzügiges Gewichtslimit. Und Etagenbetten sind nahezu inkompatibel zu fernsehen: aus so einer Schlafhöhle guckst Du nicht raus. Und innendrin schaffst Du nicht genug Abstand zum Fernseher (und bräuchtest dann auch zwei).

Sitzgruppe umbauen

Außer Acht gelassen habe ich die Version „Sitzgruppe umbauen“. Das geht bei vielen Mobilen, indem Du Dir aus den Sitz- und Rückenpolstern eine Liegefläche flickschusterst. Kann man machen, aber mit dem Schlafkomfort eines Lattenrosts und einer Kaltschaummatratze hat das natürlich nicht viel zu tun. Für Gäste ok, für den erholungssuchenden Camper schwierig, finde ich.

Fazit zur Kaufentscheidung Frage 3: Wie willst Du liegen?

Wie Du siehst, ist die Bandbreite groß. Die Kaufentscheidung will mit Bedacht getroffen sein – der Grundriss ist unveränderlich. Werde Dir also früh darüber im Klaren, wieviele Schlafplätze welcher Qualität Du brauchst. Ist ein mitgeführtes Zelt eine Alternative zu zwei weiteren Schlafplätzen an Bord? Hängt von Deinen Reisezielen ab.

Unser Eco 683 hat, wie erwähnt, sechs Schlafplätze. Zwei im Alkoven, zwei im Heck in den Etagenbetten, zwei durch Umbau der Sitzgruppe. Das ist für zwei Reisende reichlich, aber da wir den Alkoven gut als Stauraum nutzen und mit den Etagenbetten gut klarkommen, ist das für uns die beste Wahl gewesen. Betten nehmen jedenfalls auf unseren knapp 7m Länge wenig Platz weg. Werde Dir klar, wie die optimale Bettenkonfiguration für Dich aussehen würde.

Oft bieten die Hersteller das gleiche Wohnmobil mit unterschiedlichen Bettengrundrissen. So beispielsweise Ahorn Camp mit den Modellreihen Canada und Alaska:

  • TE/TF = Einzelbetten (TF: nur Canada, hat eine Face-2-Face-Sitzgruppe vorn)
  • TQ = Queensbett
  • TD = Doppelbett (quer, nur Alaska)
  • TU = U-Sitzgruppe im Heck mit Hubbett (nur Canada)

Mit Ausnahme des TU, der etwa 50cm kürzer ist, sind die Wohnmobile außen gleich, preisgleich und auch ansonsten ausstattungsgleich (mit ein paar Anpassungen im Innenraum an die unterschiedliche Bettausrichtung).

Auch ungewöhnliche Grundrisse können ihren Reiz haben. Challenger kombiniert beispielsweise die Konzepte des Hub- und Queensbetts, um unter dem Queensbett ein riesiges Bad zu verstecken.

Mit der Entscheidung für einen Bettengrundriss hast Du die Auswahl auf dem Weg zur Kaufentscheidung zwar schon etwas reduziert. Aber sofern Du nicht auf eine exotische Kombination reflektierst, wird nahezu jeder Hersteller immer noch etwas für Dich im Angebot haben.

Du weißt jetzt, wofür Du das Wohnmobil einsetzen möchstest, wieviele Camper reisen und wie sie am liebsten zu liegen kommen würden. Das ist das schon ein großer Schritt vorwärts!

ab jetzt: zum Händler! 😉

Die Frage nach dem Bettengrundriss ist die zentrale Frage, die Dir ein Händler stellen wird. Wenn Du zu den Fragen 1 und 2 eine Antwort und zu 3 eine Meinung hast, kannst Du anfangen, Dir Wohnmobile anzusehen. Denk an Dein „Camping-Tagebuch der Zukunft“: spiele im Kopf einen Campertag durch und frage Dich, ob das für Dich in diesem Wohnmobil funktioniert. Und bei welchem Wetter.

Aber machen wir weiter – fünf Fragen kommen noch.